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1.2 Gaby's Überraschung

Wir hatten zwei Wochen Weihnachtsferien, die erste Woche würden wir, einschließlich Heiligabend, bei den Großeltern nahe Nantwich verbringen, weshalb Mom und ich heute Morgen hier geradelt sind. Danach würden wir nach Hause zurückkehren um an Neujahr die Kirche von Warsop in der Nähe von Mansfield zu besuchen. Das war jedesmal ein großes Familienereignis, auf daß wir uns alle freuten.

Ich hatte immer noch Mom 's pinkiges Fleece und die flachen Sandalen an, als wir bei Grandma's Haus ankamen. Da Dad's Renault in der Einfahrt stand, parkten wir unseren VW-Camper auf der Straße davor. Zugegeben, ich hatte fast vergessen, wie ich angezogen war. Bis ich von einem vorbeigehendem Jungen, mit dem ich bei vergangenen Besuchen bei Grandma Fußball gespielt hatte, Pfiffe und dummen Kommentare empfing.

Als ich meine sieben Sachen zusammengepackt hatte, war Mom schon fast an der Tür, also rannte ich los um sie einzuholen. Ich hatte es gerade geschafft, als meine Schwester Juliette uns die Tür öffnete. Bis jetzt hatte nur Mom mich im Kostüm gesehen und ich hatte gehofft, daß es dabei bleiben würde, aber es war bereits zu spät!

“Hi Mom, und habt ihr gewonnen? - Oh wow”, ihre Aufmerksamkeit fiel auf mich, “siehst gut aus Drew oder besser Gaby?”

Ich errötete.

“Laß deinen Bruder in Ruhe, Julie, und ja, wir haben gewonnen. Schnellste und bestes Kostüm!”

Mom wuchs förmlich als sie meiner Schwester die Ergebnisse erzählte.

“Ähm, kann ich bitte rein? Ich will auf die Toilette, brauch 'ne Dusche und will endlich raus aus diesen Sachen.”

“Juliette, hilf Drew mit der Perücke und beim Abschminken, bevor er sich duscht.”

“Ja Mom.”

Ich folgte meine Schwester ins Bad.

“Weißt du Drew, du siehst wirklich wie ein Mädchen aus.”

“Mehr als mir lieb ist, beim Rennen haben alle gedacht, ich wäre wirklich ein Mädchen. Und Mom war keine große Unterstützung, sie hat mich die ganze Zeit Gaby genannt.

“Du solltest glücklich sein, denk mal darüber nach. Niemand wird wissen, daß du es warst und an Neujahr haben es alle wieder vergessen.”

“Nein, werden sie nicht”

“Warum nicht?”

“Die Zeitung war da, die haben sich alles angesehen und haben tausende Fotos gemacht. Wir haben gewonnen, also wer denkst du, wird definitiv im Artikel sein? Mom und Ich, Xena und Gaby! Irgend jemand wird garantiert eine Verbindung herstellen!”

“Das bezweifle ich, wir leben nicht hier und du sahst wirklich wie ein Mädchen aus, besonders mit diesen Sandalen und Strumpfhosen, keine Junge würde so rumlaufen.“

„Ich bin so rumgelaufen!“

„Ja, aber niemand hat dich gesehen.“

„Falsch, Paul hat mich grade draußen gesehen, und er könnte es herausfinden.“

„Ok, aber mach dir keine Sorgen!“

Julie ging, damit ich mich ausziehen und duschen konnte und eine halbe Stunde später war ich wieder Drew.

„Wenigstens muß ich es nicht noch mal machen,“ meinte ich zu allen, als ich ins Wohnzimmer kam.

Dad kicherte leise, Juliette prustete und Mom und Grandma lächelten einfach nur.

„Was?“

„Nichts“ antwortete Mom und fuhr dann fort dem Rest der Familie vom Rennen zu erzählen, bevor diese dann mit dem Weihnachtsmarkt in Chester weitermachte.

Die Überraschung kam am Montag, als Mom's Handy klingelte.

„Hallo Jenny Bond... Ja... Präsentation morgen... ja,... im Kostüm... kein Problem... um welche Zeit? Zwei... OK wir sehen uns dann da.“

Sie drehte sich mit einem schuldigen Blick zu mir um.

„Ähm, Drew, ich glaub ich bin soeben ins Fettnäpfchen getreten.“

„Warum?“

„Ich habe eben zugesagt, daß wir morgen den Check an die „Childrens Society“ in den Büros der Zeitung übergeben.“

„OK“

„In unseren Kostümen!“

Man konnte eine Stecknadel fallen hören, dann brach die Hölle los.

„Großartig!“

„Ich kann Gaby wiedersehen.“

„Aargh!“

„Wir können alle gehen.“

„Ich will nicht!“

„Oh doch, du wirst!“

Ihr könnt euch den Rest denken, alle außer mir waren begeistert. Irgendwann kehrte wieder Frieden ein und Dad erklärte es mir.

„Drew, du wirst es tun. Mag sein, daß du es vielleicht nicht magst, aber es ist schon eine Ehre und eine Gute Sache obendrein.“

„Wie... ja“

„Sollte irgend jemand herausfinden, daß du ein Junge bist, wird trotzdem keiner schlecht denken. Es war ja schließlich nur ein Kostüm und du trugst es für eine gute Sache.“

„ Aber Dad“ lamentierte ich...

„Kein Aber, du machst das!“

Das war's, mein Schicksal war besiegelt.

Juliette nahm mich zur Seite.

„Weißt du, wir könnten es sicherer machen, so daß du weniger schnell auffliegst.“

„Wie?“ Ich war mir nicht sicher ob ich meiner großen Schwester vertrauen konnte.

„Wir lassen dich mehr wie ein Mädchen aussehen“.

Ich war nicht sicher, ob es mir gefiel, wohin das führte.

„Mach weiter, ich dir höre zu.“

„Also, du kannst deine Shorts oder Strumpfhosen nicht tragen, kein Mädchen würde das tun. Die Leute würden nur nachfragen. Du rasierst dir fürs Rennfahren sowieso schon deine Beine, also würden Feinstrumpf­hosen ganz gut aussehen und du kannst dir auch einen von meinen Bodies leihen. Du wirst deine Sandalen anhaben, das sollte gut aussehen. Wir könnten die ein besseres Make-up verpassen, vielleicht sogar deine Nägel lackieren und mit einem gepolsterten BH von mir, wirst du richtig toll aussehen.“

„Ok, du hast meine Stimme.“

„Mom?“

„Ja Juliette?“

„Ich kümmere mich um Gaby, aber wir müssen in die Stadt noch ein paar Kleinigkeiten besorgen.“

„Einverstanden ihr beiden, seid vorsichtig und seid nicht zu spät zurück.“

Auf dem Weg nach draußen hielt Mom mich kurz an.

„Ich weiß, daß du das haßt, aber danke, daß du es trotzdem machst.“ Hier, sie drückte mir ein Bündel Banknoten in die Hand, „Kauf dir auch etwas und kauft euch davon das Mittagessen.“

„Danke Mom, bis später“

Als ich draußen war, schaute ich die Noten genauer an und zählte 50 Pfund. Wow, das waren ganze fünf Wochen Taschengeld!

„Was ist das?“

„Mom hat mir ein bißchen Geld zum Ausgeben gegeben.“

„Wie viel?“

„Zwanzig“ log ich, weil ich sicher war, das Juliette auch ihren Teil davon haben wollte, und Mom hatte es MIR gegeben!“

„Sehr schön, Ich hab ungefähr dreissig, hast du noch anderes?“

„Nur ein bißchen, ich hab nicht damit gerechnet, daß ich was brauche.“

Wir warteten auf den Bus und zwanzig Minuten später sammelte selbiger uns ein.

„Ok wir brauchen eine Einkaufsliste.“

„Wie, was?“

„Du brauchst eine Strumpfhose und ein bißchen Make-up.“

„Können wir nicht deine Sachen nehmen?“

„Ich habe nur ein Paar vernünftige Strumpfhosen mitgebracht und die brauche ich selber. Und mein Make-up ist nicht das richtige für deine gebräunte Haut.“

„Ok, klar, ich sehe es ein.“

Bäh, unser erster Halt war die Drogerie. Einkaufen mit Juliette erlaubte es mir, mich etwas glücklicher zu fühlen, als wir durch den Kosmetikbereich schlenderten. Um 10 Pfund erleichtert, aber dafür mit Nagelpflegeset, Lippenstift und einem Nagelset in unseren Taschen verließen wir den Laden. Ich war niemals glücklich, wenn ich mit Mom oder Juliette einkaufen war, aber heute war es ein bißchen anders. Wir fanden einen Wäscheladen und meine Schwester suchte mir einen neuen BH, pink und etwas gepolstert und ich wahr sicher das jener mir garantiert einen ordentlichen Busen verpassen würde, wenn ich den morgen trage. In der gleichen Zeit suchte sie auch noch ein paar Feinstrumpfhosen – 10den in einer dunklen Hautfarbe.

Dann überfielen wir Burgerking™ und die letzten meiner zwanzig Pfund gingen fürs Essen drauf. Wir wanderten noch ein bißchen durch die Läden, bevor wir dann den Bus zurück zu Grandma nahmen.

Um fair zu sein, der Rest der Familie erwähnte meine morgige Verkleidung den ganzen Abend lang nicht.

Diese Nacht hab ich an kaum was anderes gedacht! Ich befürchtete entdeckt zu werden, ängstigte mich, daß es mir gefallen könnte. Zu sagen, daß Sonntag mein erstes Mal im Kleid sein würde, ist natürlich falsch. Eine ältere Schwester zu haben, heißt auch, daß ich als Puppe herhalten mußte, als ich kleiner war. Als ich Zehn war, ging ich mal als Mädchen verkleidet auf eine Kostümparty. Aber ich werde nächstes Jahr 13 und die ganze Sache erschreckte mich immer noch, besonders daß ich als Mädchen akzeptiert werde.

© Maddy Bell 15.01.2003 alle Rechte vorbehalten http://www.maddybell.com

© Für die deutsche Übersetzung Meri, Saphira und Sidonie Juni 2006 Revidieren Andreas und Saphira November 2009

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